Neben der morgendlichen Andacht für Lehrer vor dem Unterricht und für Schüler in der jeweils ersten Unterrichtsstunde des Tages etc., gibt es noch ein tiefergehendes Angebot: den Lehrer-Gebetskreis.
Seit mehreren Jahren ruhte dieser, doch nach einigen Treffen im ersten Halbjahr des aktuellen Schuljahres, findet er seitdem alle zwei Wochen statt. Entweder 13.15 Uhr vor jeder Dienstberatung oder am Dienstag, ebenso 13.15 Uhr im gemütlichen "Lehrerzimmer II". Momentan sind wir ca. 5 Lehrkräfte, die regelmäßig teilnehmen, weil es uns ein Herzensanliegen ist.
Dieses – zugegebener Maßen für manche etwas kitschige – Bild drückt gut aus, worum es im Gebet geht:
So wie der Baum sowohl mit festen Wurzeln auf der Erde steht als auch zum Himmel hin offen ist, so dürfen gläubige Menschen Brückenbauer sein. Im kindlichen Vertrauen wenden sie sich an einen herrlichen Gott, der sie mit seiner Liebe umgibt. Sie tanken auf und finden Zuflucht. Diese vertraute Zeit führt in die Weite. In der lebendigen Beziehung mit Gott werden sie erst gefüllt und fließen dann über, um dadurch andere Leute zu ermutigen. Dadurch ziehen sie sich nicht nur in ihr privates Schneckenhaus zurück, sondern prägen aktiv ihr Umfeld.
In unserer Gebetszeit passiert eine Menge. Zuerst lesen wir die Mitschriften der Vorwoche vor. Danach sammeln wir Gründe dankbar zu sein und aktuelle Gebetsanliegen. Dabei ist die Grenze zwischen beruflichen und privaten Themen meist sehr durchlässig. Wir beten aber auch für die Politik, besonders wenn es Berührunspunkte zu unserem Alltag gibt, wie z.B. bei komplexen Sachverhalten wie der Corona-Pandemie oder der momentanen Kriegssituation in der Ukraine.
Im Anschluss beten wir für die gesammelten Themen und teilen Gedanken, die uns während der Gebetszeit gekommen sind. Alles wird in das Gebetsbüchlein geschrieben und dann geht es beim nächsten Mal von vorn los. Warum das Ganze?
Der Gründer des Gebetshauses in Augsburg, Dr. Johannes Hartl, hat es wie folgt auf den Punkt gebracht:
"Gebet ist nicht alles, aber ohne Gebet ist alles nichts."
Natürlich sind wir als EVSL in erster Linie eine Schule und keine Kirche. Andererseits wäre es sehr schade, wenn an einem evangelischen Schulzentrum der christliche Glaube nicht einen besonders hohen Stellenwert hätte. Das Gebet ersetzt nicht unsere alltägliche Arbeit, aber ohne das Gebet, ohne die Ausrichtung auf die persönliche Beziehung zu Gott, verlöre alles andere seinen tieferen Sinn. So wie Motoren geölt werden müssen, um ihre opitimale Leistung zu erbringen und nicht kaputt zu gehen, so brauchen Christenmenschen diese intimen Begegnungen zwischen Himmel und Erde, damit alles wie geschmiert läuft. Und wenn doch etwas schiefgeht, dürfen wir einfach von vorne anfangen.
Oder anders ausgedrückt: Für uns Christen ist das Gebet ein Blick hinter die Kulissen, eine Fokussierung auf das Wesentliche, das Ewige. Das ist der eigentliche Blick hinter die Kulissen, um den es wirklich geht, auch wenn ich hoffe, dass diese kurze Vorstellung, der Blick hinter die Kulissen des Lehrer-Gebetskreises ebenso informativ und erfrischend war.
Benjamin Luft